Uhtred 4 - Schwertgesang by Bernard Cornwell

Uhtred 4 - Schwertgesang by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell [Cornwell, Bernard]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-04T04:00:00+00:00


Der König kam ohne Aufsehen. Sein Schiff legte an einem Landeplatz oberhalb der eingestürzten Brücke an. Die Haligast wartete, bis ein Handelsschiff abgelegt hatte, und schob sich dann, getrieben von kurzen, genau abgemessenen Ruderschlägen, heran. Alfred, in Begleitung von mehr als zwanzig Priestern und Mönchen und bewacht von sechs Männern in Kettenrüstung, kam unangekündigt und ohne Ausrufer an Land. Er wand sich zwischen den Waren hindurch, die am Anlegeplatz aufgestapelt waren, machte einen großen Schritt über einen Betrunkenen hinweg, der an einem schattigen Fleckchen seinen Rausch ausschlief, und duckte sich unter dem niedrigen Tor in der Stadtmauer hindurch, das in den Hof eines Kaufmanns führte.

Zuerst ging er in den Palas. Æthelred war nicht dort, er war wieder auf der Jagd, doch der König besuchte seine Tochter in ihrem Gemach und verbrachte lange Zeit bei ihr. Danach stieg er den Hügel wieder herab und kam, immer noch in Begleitung seiner Priester, zu uns ins Haus. Ich war mit einer der Gruppen unterwegs, die mit der Instandsetzung der Wehranlage beschäftigt waren, doch Gisela hatte von Alfreds Anwesenheit in Lundene erfahren und, weil sie ahnte, dass er möglicherweise zu uns kommen würde, ein Mahl aus Brot, Bier, Käse und gekochten Linsen vorbereitet. Sie bot kein Fleisch an, denn Alfred würde ohnehin kein Fleisch anrühren. Sein Magen war empfindlich und seine Gedärme quälten ihn unaufhörlich, und er war irgendwie zu der Überzeugung gekommen, dass Fleisch abscheulich war.

Gisela hatte mir eine Dienerin geschickt, um mir von der Ankunft des Königs zu berichten, aber dennoch kam ich lange nach Alfred bei meinem Haus an und fand meinen schönen Innenhof überflutet von lauter Priestern, unter denen sich auch Pater Pyrlig befand, und an seiner Seite Osferth, der wieder die Mönchskutte trug. Osferth warf mir nur einen missmutigen Blick zu, als sei ich an seiner Rückkehr in den Schoß der Kirche schuld, während Pyrlig mich umarmte. »Æthelred hat Euch in seinem Bericht an den König nicht erwähnt«, murmelte er mir dabei ins Ohr. Sein Bieratem strich mir übers Gesicht.

»Wir waren also nicht hier, als die Stadt erobert wurde?«, fragte ich.

»Eurem Cousin zufolge nicht«, sagte Pyrlig. Dann lachte er in sich hinein. »Aber ich habe Alfred erzählt, wie es in Wirklichkeit war. Geht, er wartet auf Euch.«

Alfred saß auf der Terrasse. Seine Wächter standen hinter ihm und lehnten sich an die Hauswand, während der König auf einem hölzernen Stuhl Platz genommen hatte. Ich blieb im Durchgang stehen, so überrascht war ich. Alfreds Gesicht, üblicherweise so bleich und ernst, trug einen heiteren und angeregten Ausdruck. Gisela saß neben ihm, und der König beugte sich vor, redete, und Gisela, die mir den Rücken zuwandte, hörte ihm zu. Ich blieb, wo ich war, und betrachtete diesen außerordentlich seltenen Anblick: Alfred glücklich. Einmal legte er ihr seinen langen weißen Zeigefinger aufs Knie, um eine seiner Ansichten zu betonen. In dieser Berührung lag nichts Ungesittetes, sie schien nur so gar nicht zu ihm zu passen.

Andererseits passte sie vielleicht auch sehr gut zu ihm. Alfred war ein weitbekannter Verführer gewesen, bevor er dem Christentum in die Falle ging, und Osferth war das Ergebnis dieser frühen prinzlichen Gelüste.



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